OLIVIER MESSIAEN (1908 – 1992)
LA NATIVITÉ DU SEIGNEUR (1935
7. Jésus accepte la souffrance
an der Domorgel: Domorganist Klaus Kuchling
Der Zyklus ist für die Weihnachtszeit bestimmt. Fünf Hauptgedanken liegen
ihm zugrunde.
1. Unsere Vorbestimmung, die durch die Fleischwerdung des Wortes Wirklichkeit
wird (Gottes ewiger Heilsplan).
2. Gott lebt in unserer Mitte (Gott unter uns), Gott leidet (Jesus nimmt das
Leiden auf sich).
3. Die drei Geburten: die ewige des Wortes (Das Wort), die zeitliche des Christus
(Die Jungfrau and das Kind), die geistliche der Christen (Die Kinder Gottes).
4. Beschreibung einiger Gestalten, die dem Weihnachts- and Epiphaniasfest
eine besondere Poesie verleihen; die Engel (Nr. 6), die Hirten (Nr. 2), die Weisen (Nr. 8).
5. Neun Stücke insgesamt, um die Mutterschaft Mariens zu ehren.
VII. Jesus nimmt das Leiden an
,Jesus spricht bei seinem Kommen in die Welt zu seinem Vater: Brandopfer und
Sühneopfer gefallen dir nicht, einen Leib aber hast du mir gegeben. Hier bin ich!“
(Hebr. 10, 5-7)
Dieser außergewöhnliche Text aus dem 40. Psalm wird von Paulus im Brief an
die Hebräer auf Christus bezogen. Er offenbart uns die erste Seelenregung Jesu
im Moment der Fleischwerdung. In diesem heiligen Augenblick nimmt er das
Kreuz und alle Leiden seines Lebens und seiner Passion an. Hinter dem
Verkündigungsengel, hinter der Weihnachtskrippe steht schon das Kreuz. Dem
einzigartigen, durch die ersten zwei Akkorde geforderten Opfer wird durch die
Antwort des Fagotts 16′ in der Tiefe (“Kreuzmotiv“) sogleich zugestimmt. Die
allmählichen Vergrößerungen und Verkleinerungen der Intervalle beschreiben
realistisch das Ausgespanntsein der Kreuzigung. Am Ende des Stückes steht die
Formel des Annehmens im Fortissimo-Tutti der Orgel: „Hier bin ich!“